Wissenswertes zum Thema: Stress

Stress ist nicht gleich Stress

Stress ist in seiner ursprünglichen Form eine völlig natürliche und lebensnotwendige Funktion unseres Körpers. Nehmen wir eine gefährliche Situation wahr, werden ureigene Instinkte wie Flucht oder Angriff aktiviert. Der dabei freigesetzte Hormoncocktail (u.a. Adrenalin, Noradrenalin und Cortisol) sorgt im vegetativen Nervensystem dafür, dass unser Köper reaktionsbereit wird: Der Atem wird schneller, Pulsfrequenz und Blutdruck steigen, die Anspannung in den Muskeln nimmt zu und unsere Sinne werden geschärft.

Nach dieser Alarmphase und der entsprechenden Reaktion folgt eine Erholungsphase, in der der Adrenalinspiegel wieder sinkt und alle Körperfunktionen in ihren Normalzustand zurückkehren. In dieser Form ist Stress völlig unbedenklich. Vielmehr spricht man häufig auch von der „Würze des Lebens“, die Phasen der An- und Entspannung spürbar machen.

Findet der Mensch nach einer Phase der Anspannung aber keine Entspannung, sondern folgt gleich der nächste Stressor, bleibt der Körper in ständiger Alarmbereitschaft. Der Hormoncocktail im Blut wird nicht abgebaut. In dieser Phase greifen viele Menschen zu aufputschenden Mitteln wie Kaffee oder Energydrinks. Im Gegensatz dazu werden Schlafmittel eingenommen, um das Gedankenkarussell nach einem aufreibenden Tag zur Ruhe zu bringen. Wir sprechen hier von chronischem Stress, der – dauert er zu lange an – schließlich zu einem Zustand der totalen Erschöpfung in Verbindung mit körperlichen Erkrankungen führt.

Ursachen

In der Fachliteratur finden sich verschiedene Konzepte, die die Entstehung von Stress erklären. U.a. sei an dieser Stelle das transaktionale Stressmodell nach Lazarus bzw. das Anforderungs-Ressourcen-Modell nach Kaluza genannt. Der Einfachheit halber möchte ich an dieser Stelle aber nur auf die wesentlichen Ursachen von Stress eingehen.

Stressoren: Damit sind all jene Reize gemeint, die von außen auf uns einwirken und Stress auslösen. Es kann sich dabei um einen zwischenmenschlichen Konflikt, eine schwierige Aufgabe, zu hohe Workload, einen Unfall, Zeitdruck, o.ä. handeln.

Stressverschärfende Gedanken: Sehr häufig sind aber nicht (nur) äußere Einflussfaktoren dafür verantwortlich, dass wir in Stress geraten. Vielmehr sind es persönliche Motive, Einstellungen und Bewertungen wie z.B. Perfektionismus, Kontrollambitionen oder Selbstüberforderung, die uns immer wieder zu starken Beanspruchungen führen.

Die Stressreaktion

Neben den oben bereits erwähnten körperlichen Stressreaktionen, gibt es auch Auswirkungen auf der emotionalen und mentalen Ebene sowie im Verhalten.

Emotionale Reaktionen: Ängste, Gereiztheit, innere Unruhe, Nervosität

Mentale Reaktionen: Konzentrationsprobleme, Black-Outs, Vergesslichkeit, kreisende Gedanken

Verhaltensbezogene Reaktionen: hastiges Essen, keine Pausen machen, schnelles Sprechen, mehrere Dinge gleichzeitig tun, cholerisches Verhalten

Stressmanagement, aber richtig!

Je nachdem wo die Ursachen liegen, gibt es unterschiedliche Ansatzpunkte für Stressmanagement.

  • Instrumentelles Stressmanagement: Interventionen aus diesem Bereich greifen bei Stressoren, die aus dem Umfeld auf uns einwirken. Ziel ist es, diese Stressoren zu reduzieren oder überhaupt ganz auszuschalten. Beispiele für Maßnahmen im Rahmen der instrumentellen Stressbewältigung sind z.B. das Verändern von Arbeitsabläufen, Delegieren, Prioritäten definieren usw.
  • Kognitives Stressmanagement ist die wohl effektivste, wenn auch anspruchsvollste Methode, um in Belastungssituationen gelassener zu reagieren. Ziel ist es, persönliche stressverstärkende Gedanken zu identifizieren, ihre gesundheitsbeeinträchtigende Wirkung zu erkennen und sie schließlich nachhaltig in stressvermindernde Gedanken umzuwandeln.
  • Palliativ-regeneratives Stressmanagement dient der Linderung von akuten Stressreaktionen (z.B. Atemübungen, Abreagieren, Einnahme von Psychopharmaka) bzw. der dauerhaft anhaltenden  Entspannung, die z.B. durch regelmäßige Sporteinheiten oder einem stabilen sozialen Netzwerk erreicht wird.